Ein schwierig zu bewirtschaftendes, aber ungeheuer wertvolles Gut.
Österreich ist ein Waldland: rund 4 Mill. ha, das entspricht 47,6 % der Bundesfläche, sind bewaldet. Österreich ist aber auch ein Gebirgsland: 6,15 Mill ha oder 73,4 % der Fläche werden von den Alpen eingenommen. Dies ist die Hauptursache dafür, dass etwa 0,8 Mill. ha bzw. 20,5 % des Waldes in unserem Land aus Schutzwald bestehen. Die höchsten Schutzwaldanteile haben die Bundesländer Vorarlberg (48,5 %), Tirol (48,0 %) und Salzburg (35,1 %).
Was ist Schutzwald?
Die gebirgige Lage in Österreich bedingt einen hohen Anteil an Standortschutzwald. Dieser schützt sich quasi selbst vor den abtragenden Kräften von Wind, Wasser oder Schwerkraft. Das Forstgesetz 1975 zählt hierzu Wälder auf Flugsand- oder Flugerdeböden, verkarstungsgefährdete Standorte, felsige, seichtgründige oder schroffe Lagen, abrutschungsgefährdete Hänge sowie die Kampfzone samt angrenzendem Waldgürtel. Ein funktionstüchtiger Schutzwald beugt somit Gefährdungen wie Lawinen, Felsstürzen, Steinschlägen, Erdabrutschungen, Hochwässern, Überflutungen und Bodenverwehungen vor.
Wie ist Schutzwald zu erkennen?
Wenn Waldflächen eine Hangneigung von 70 % überschreiten, ist jedenfalls davon auszugehen, dass es sich um Schutzwald handelt. Jedoch können auch bei geringerer Hangneigung Merkmale auftreten, welche eine Einstufung in Schutzwald erfordern. So kann ein labiler geologischer Untergrund zu Rutschungen führen, welche häufig durch „stumme Zeugen“ (schrägstehende Stämme, Geländeanrisse, austretende Sickerwässer) angekündigt werden. Darüber hinaus neigen seichtgründige Kalk- und Dolomitböden in besonderer Weise zu Austrocknung und Verkarstung: hier lassen größere Kahlschläge oder Flächenwindwürfe eine Wiederbewaldung oft beinahe unmöglich erscheinen. Nicht zu vergessen ist die Kampfzone, also der Bereich zwischen der Grenze des geschlossenen Baumbewuchses (in Österreich: etwa 1600 bis 2000 m Seehöhe) und der natürlichen Baumgrenze (bis ca. 2400 m Seehöhe). Je nach Lage ist der unterhalb anschließende Waldgürtel mit einer Ausdehnung von 100 bis 300 Höhenmetern zum Schutzwald hinzuzuzählen.
Wie ist Schutzwald zu behandeln?
Grundsätzlich ist eine Dauerbestockung anzustreben Von besonderer Bedeutung ist daher die Naturverjüngung. Dies hängt damit zusammen, weil standortsangepasste Herkünfte und Baumarten für die Verjüngung einen entscheidenden Einfluss ausüben. Hingegen ist im meist ungünstigen Schutzwaldgelände eine Aufforstung teuer und häufig wenig erfolgreich. Verjüngungszeiträume dauern oft lang, daher ist ein hohes Maß an Geduld erforderlich. Es ist unbedingt notwendig, dass sich geeignete Samenbäume im Altbestand finden, für eine Verjüngung ausreichend Licht, aber nicht zu viel Bodenbewuchs vorhanden ist und der Wildbestand nicht überhöht ist. Beweidung im Schutzwald soll tunlichst vermieden werden, flächenhafte Holznutzungen ebenso. Stattdessen wird vorgelichtet oder gefemelt (Lochschlag mit einem Durchmesser von ca. einer Baumlänge). Bei Holznutzungen muss auf einen besonderen Schutz von bereits vorhandener Naturverjüngung geachtet werden.
Beispiele zu unterschiedlichen Schutzfunktionen
In schneeschubgefährdeten Lagen werden Bäume oft quer geschlägert, nachfolgend keimen häufig die Baumsamen auf dem vermodernden Holz. Besonders bei Lawinenschutzwäldern sind uneinheitliche Strukturen anzustreben, damit sich keine gleichmäßigen Schneedecken bilden können; bei der Durchführung von Fällungen sind hohe Stöcke zu belassen, außerdem soll hier der Anteil an wintergrünen Baumarten überwiegen. Im Gegensatz dazu sollen Steinschlagschutzwälder möglichst dicht bestockt sein, günstig wirkt sich das Vorhandensein von Baumarten mit hohem Ausheilungsvermögen wie Lärche, Bergahorn und Schwarzkiefer aus. Für einen hohen Steinschlagschutz sind ein Zwischenbestand und eine Strauchschicht von hoher Bedeutung. Rutschhänge wiederum sind mit tief wurzelnden und hoher Wurzelenergie ausgestatteten Baumarten zu bestocken. Hier bewährt sich die Tanne, welche sehr gut in der Lage ist, auch schwere und tonreiche Böden aufzuschließen. Kommt sie nicht vor, kann sie auf Grund ihrer hohen Schattentoleranz untergebaut werden, muss aber vor Verbiss konsequent geschützt werden. Die wasserpumpende Wirkung des Waldes ist durch eine dichte Bestockung bestmöglich zu nutzen.
Autor: DI Gottfried Schatteiner