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Autor: DI Gottfried Schatteiner

Warum brauchen wir Biodiversität?

Vielfalt des Lebens – so lässt sich Biodiversität einfach übersetzen. Das Leben im Wald ist besonders vielfältig: eine große Anzahl von Tier- und Pflanzenarten sorgt für ein stabiles Gleichgewicht. Wird in dieses zu stark eingegriffen, kann es zu schwerwiegenden Störungen im Naturhaushalt kommen. So können durch das Einschleppen fremdländischer Arten einheimische Tiere und Pflanzen verdrängt werden.

Ebenso kann es durch ungünstige Waldbewirtschaftung (z.B. durch Schaffung standortsfremder Monokulturen) zu einer Artenverarmung kommen. Dadurch wird aber gleichzeitig das Risiko für Massenvermehrungen von Forstschädlingen massiv erhöht, eine unerwünschte Folge kann auch eine Verringerung der Bodenfruchtbarkeit sein. Umgekehrt kann gesagt werden: je mehr Tier- und Pflanzenarten sich in einem Waldökosystem befinden, desto besser prallen negative Einflüsse von außen an ihm ab. Dieser Umstand ist von besonderer Bedeutung z.B. beim Eintrag von Schadstoffen, aber auch bei den Auswirkungen des Klimawandels.

Wie kann der Waldbesitzer Biodiversität fördern?

Es sind hier die Spechte, welche eine hervorragende Bedeutung einnehmen. Sie sind durch ihre hämmernde Tätigkeit schon von weitem zu hören. In den von ihnen geschaffenen Höhlen brüten sie aber nur zum Teil selbst, unbesetzte Höhlen werden von unzähligen Nutznießern und Folgemietern bezogen. Zu diesen gehören viele Vogelarten wie z. B. Kohl- und Blaumeise, Kleiber und Steinkauz. Weiters freuen sich Insekten über die vorgefertigten Wohnungen. Dazu zählen unterschiedlichste Käfer (z.B. Rosenkäfer) und Schmetterlinge (z.B. Tagpfauenauge). Auch Säugetiere wie der Siebenschläfer finden in den Spechthöhlen ihre Herberge, von besonderer Bedeutung sind hier aber mehrere Fledermausarten. Wenn der Baum zu vermorschen beginnt, so können die Höhlen noch immer als Nest für Hornissen und Wespen dienen. Höhlen- bzw. Spechtbäume sollen daher unbedingt erhalten und keinesfalls gefällt werden.

Vermehrung von Totholz

Dieses wird von Waldbewirtschaftern oft aus falsch verstandener Hygiene und Ordnungsliebe aus dem Wald entfernt. Wesentlich ist aber einerseits, dass von Totholz keinerlei Gefahr für einen Schädlingsbefall ausgehen kann, andererseits sichert es unzähligen Tier- und Pflanzenarten das Überleben: prominente Beispiele hierfür sind Hirschkäfer, Alpenbock und Zunderschwamm. Totholz kann stehend oder liegend sein und beherbergt je nach Zerfallsstadium unterschiedliche Totholzspezialisten (Insekten, Pilze, Mikroorganismen).

Das Totholz dient ihnen einerseits als Lebensraum, andererseits als Nahrungsquelle. Durch die Zersetzung, welche mehrere Jahrzehnte dauern kann, werden dem Boden wertvolle Nährstoffe und Dauerhumus zugeführt. Totholz ist auch wesentlich für den Wasserhaushalt, da es als Puffer für Starkniederschläge und Dürre dient. Nicht zuletzt sind am Boden liegende Stämme oftmals Ausgangspunkt für die sogenannte Kadaververjüngung: speziell auf Böden, welche zur Verstaudung neigen, gibt es meist gar keine andere Möglichkeit für eine erfolgreiche Naturverjüngung.

Schaffung von Kleinbiotopen

Werden Lacken, Tümpel und Gräben zugeschüttet, verlieren viele Amphibienarten ihre Lebensgrundlage, denn sie brauchen solche Nassstellen unbedingt zur Fortpflanzung. Gerade beim Bau von Forststraßen können Kleingewässer ohne großen Aufwand neu angelegt werden. Verschiedene Arten von Fröschen, Kröten, aber auch Salamander nehmen diese Tümpel gerne an, um Laich und Larven darin abzulegen. Kleinbiotope sollen niemals zerstört werden: sie bieten neben den Amphibien noch vielen anderen, oft selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten einen wichtigen Lebensraum. Nicht vergessen darf man bei den Kleinbiotopen die Trockenstandorte. Dazu zählen – natürlich entstandene – trocken-warme, sonnige, steinige und felsige Stellen.

Genauso dazu gehören aber als traditionelle Elemente der bäuerlichen Kulturlandschaft die Trockensteinmauern, darüber hinaus weitere vom Menschen geschaffene Anlagen wie Kiesgruben und Steinbrüche Hier finden vor allem die wärmeliebenden Reptilien Unterschlupf. Zu diesen gehören Eidechsen, von denen einige Arten in Österreich heimisch sind. Durch die Umgestaltung von Flächen haben auch sie stark an Lebensraum verloren, einige Arten stehen sogar auf der Roten Liste.