Der Plenterwald hat seinen Ursprung im Mittelalter. Bäuerliche Einzelgehöfte nutzten ihre Waldungen für den Eigenbedarf. Starke Stämme als Bauholz für die Gehöfte, Brennholz oder Stangen für den Zaunbau. Solange Nutzung und Zuwachs im Gleichgewicht waren, entstanden stufig aufgebaute Plenterwälder.
Was ist ein Plenterwald?
Ein Plenterwald ist vielschichtig aufgebaut. Auf ein und derselben Waldfläche wachsen Bäume in unterschiedlichen Durchmesserklassen und Wuchsstufen direkt nebeneinander. Am besten ließe sich das Waldbild mit einem Haus aus vielen Stockwerken beschreiben. Bei der Nutzung wird in die Oberschicht eingegriffen. In regelmäßigen Intervallen werden dabei diejenigen Bäume geerntet, die den entsprechenden Zieldurchmesser erreicht haben. Die Bäume aus der zweiten, dritten und jeder weiteren Reihe haben auf diesen Zeitpunkt gewartet. Nun können sie in den Folgejahren nachrücken. Denn durch die Entnahme eines starken Baumes aus der Licht beeinflussenden Nachbarschaft fällt mehr Licht durch das Kronendach. Licht bedeutet Wachstum und neue Verjüngung an bislang finsteren Stellen des Waldes.
Gleichgewicht halten
Um einen Plenterwald im Gleichgewicht zu halten, muss die Nutzungsmenge dem Zuwachs entsprechen. Bei zu geringer Nutzung ginge das vertikale und horizontale Gefüge zu Gunsten der Oberschicht verloren. Ein Zuviel fördert eine flächige Verjüngung und damit Einschichtigkeit im Nachwuchs. Auf wüchsigen Waldböden pendelt sich der Holzvorrat auf 300 bis 500 Vorratsfestmeter pro Hektar ein. Auf schlechtwüchsigen Böden – wie sie in Schutzwäldern häufig sind – werden nur durchschnittliche Vorräte von 200 bis 300 Vorratsfestmeter je Hektar in einem Plenterwald erreicht. Die Eingriffsintervalle sollten nicht länger als zehn Jahre auseinander liegen.
Die klassischen Baumarten
für eine plenterartige Bewirtschaftung sind Halbschatt- und Schattbaumarten wie die Tanne, die Rotbuche und die Fichte. Deshalb bietet sich die Plenterwaldwirtschaft im natürlichen Verbreitungsgebiet dieser Baumarten an. Dies sind insbesondere die Buchen-Tannenwälder des Alpenvorlandes, die Fichten-Tannen-Buchenwälder des Alpennord- und südrandes sowie die Fichten-Tannenwälder der Zwischenalpen. Bei der Rotbuche ist zu berücksichtigen, dass sie noch in höherem Alter auf Freistellung stark reagiert. Dabei baut sie ihre Krone massiv aus und kann damit frei gewordene Lücken im Kronendach rasch schließen. Dies führt in Buchenreinbeständen in der Unterschicht rascher zu einem Lichtmangel. Eingriffe sind hier öfters zu setzen, wenn ein gleichförmiger Altersklassenwald vermieden werden soll. In Mischwäldern werden die Buchenkronen durch die Fichten- und/oder Tannenkronen unterbrochen. Hier ist die Gefahr geringer unter Bewirtschaftungsdruck zu kommen.
Ein großer Vorteil
des Plenterwaldes ist die laufende Produktion von Holz. Der höhere Aufwand bei der Holzernte wird leicht dadurch wettgemacht, dass Pflanz- und Pflegemaßnahmen weitgehend entfallen. Das einzelstammweise Ernten und Bringen des Holzes erfordert aber an den Waldbewirtschafter ein hohes Maß an Ausbildung und Arbeitsqualität. Nur dadurch lassen sich die Schäden am verbleibenden Bestand gering halten. Dafür ist auch eine gute Erschließung des Waldes erforderlich. Gerade die Tanne ist untrennbar mit dem Plenterwald verbunden. Umso wichtiger sind an den Lebensraum angepasste Wildbestände. Der Kreislauf von der Verjüngung bis zur Ernte darf auch nicht im Plenterwald durch zu starken selektiven Verbiss an Tanne unterbrochen werden.
Ist ein Plenterwald immer sinnvoll?
Für die Überführung eines Altersklassenwaldes in einen Plenterwald sind in erster Linie die Stabilität des Bestandes und die Durchmesserverteilung der vorhandenen Bäume entscheidend. Der Bestand braucht noch ausreichend stärkere, aber noch entwicklungsfähige und nicht „überständige“ Bäume mit einem günstigen H/D-Wert als zukünftiges Gerüst. Günstig als Ausgangsbasis sind strukturierte Bestände. Ein Indikator dafür ist, dass die Durchmesser der Bäume sehr stark streuen, also sehr unterschiedlich sind. Bei den ersten Eingriffen zur Überführung gilt es die Stabilität zu erhalten bzw. zu verbessern. Zweitrangig ist die Einleitung der Naturverjüngung, die jedenfalls nicht flächig erfolgen sollte. Nach der Überführung ist ein Plenterwald jedenfalls weniger schadensanfällig und resilienter als gleichförmige Altersklassenwälder. Unter Resilienz ist die Fähigkeit zu verstehen nach einer Störung – wie einen Windwurf – rasch den Idealzustand wieder zu erreichen.
Foto Zobl (FE-Baumwipfelweg-BlickdurchsKronendach-2-2013-zoblale5d.jpg): Ein Plenterwald ist stufig aufgebaut. In verschiedenen Baumschichten finden die Tanne, Fichte und Buche ausreichend Licht, wenn regelmäßig genutzt wird.
Foto Zobl (Schattbaumart-Tanne vor Fichte-zoblale5.jpg): Durch Bildung sogenannter Schattennadeln hält es die Tanne als Schattbaumart jahrzehntelang im Unterwuchs aus.
Foto Zobl (Anton-Maldoner-Plenterwald-14-2010-zoblale5d.jpg): Vor allem in Vorarlberg ist tannenreiche Plenterwaldbewirtschaftung verbreitet. Über die Grenzen hinaus sind Slowenien, der Schwarzwald und das Emmental in der Schweiz für ihre Plenterwälder bekannt.
Foto Zobl (Stangenholz-undf-Fischb-2-zoblale5d.jpg): Instabile Wälder in Plenterwälder umwandeln zu wollen, ist nicht ratsam.
Text: DI Alexander Zobl