Forstwege erfüllen viele wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Funktionen
Von 2016 bis 2018 wurde der rund 3 km lange Forstweg „Bucheben-Bartholomä“ am Unterhang des Kleinen Göll in Golling-Torren errichtet. 21 Waldbesitzer wurden dabei erschlossen. Was hat dieser Forstweg bewirkt?„Mit diesem Forstweg wurde für die 21 Mitglieder der Bringungsgenossenschaft nicht nur ermöglicht, die Schadholzmengen rasch aufzuarbeiten, vielmehr wurde damit erst eine laufende, kleinflächige, naturnahe Bewirtschaftung des gesamten Waldes ermöglicht“, ist der Obmann der Bringungsgenossenschaft, Nikolaus Malter, überzeugt. Für eine sinnvolle und maßhaltige Erschließung des Waldes mit Forstwegen ist eine intensive Planung notwendig. Gesetzliche Vorgaben verlangen, dass in Boden und Bestand nicht mehr eingegriffen wird, als unbedingt notwendig ist. Darauf wurde auch beim Forstwegprojekt „Bucheben-Bartholomä“, das durch den Anfall größerer Schadholzmengen nach dem Sturmereignis „Kyrill“ umgesetzt wurde, Rücksicht genommen.
Forstwege stellen aber nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht eine wichtige Einrichtung dar, sondern sie besitzen durchaus auch eine nicht zu unterschätzende ökologische Wirkung. „Der Bau von Forstwegen ermöglicht die Durchführung kleinflächiger Waldnutzungsformen mit einzel- und gruppenweiser Holzentnahme und kann somit die Entwicklung struktur- und artenreicher Wirtschaftswälder sowie stabiler Schutzwälder unterstützen“, bringt Forstwegprojektant Gottfried Schatteiner, Landwirtschaftskammer in Salzburg, einen weiteren interessanten Aspekt ein. „Aber auch die Ansprüche des Naturschutzes für den Wegebau sind hoch. Die Errichtung von LKW- und Traktor-befahrbaren Forstwegen erfolgt daher sehr landschaftsschonend mit Baggerbauweise. Hierbei wird einerseits ein fester Wegkörper aufgebaut, andererseits werden stabile berg- und talseitige Böschungen errichtet. Dadurch entstehen mit Forststraßen aber auch naturschutzfachlich wertvolle Sekundärlebensräume für Tiere und Pflanzen. Vor allem wärmeliebende Pflanzen und Tiere nutzen die durch die Forstwege neu entstandenen Strukturen“, so Schatteiner abschließend.
„Die Forst- und Holzwirtschaft nimmt in Österreich wirtschaftlich eine bedeutende Stellung ein. Rund 300.000 Personen beziehen ganz oder teilweise ihr Einkommen aus der Waldwirtschaft bzw. der nachgelagerten Wertschöpfungskette. Ungefähr 100 Festmeter Holz jährlich geerntet sichern in Österreich einen Arbeitsplatz“, so Rupert Quehenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg. „Die Österreichische Forst- und Holzwirtschaft erwirtschaftet außerdem einen Handelsbilanzüberschuss von annähernd 5 Mrd. Euro und befindet sich damit Kopf an Kopf mit dem Tourismus weit vor anderen Bereichen. Und ohne Forstwege kann der wertvolle Rohstoff Holz nicht aus dem Wald transportiert werden,“ zeigt sich Quehenberger der Bedeutung von Forstwegen bewusst.
„Die Versorgungssicherheit mit Holz rückt immer mehr ins Bewusstein der Bevölkerung und die Grundlage dafür bildet ein funktionierendes Forstwegenetz. Die derzeitige Situation führt uns vor Augen, dass die Versorgung mit eigenen Rohstoffen und Energie von immenser gesamtgesellschaftlicher Bedeutung ist und Holz kann hier einen wertvollen Anteil leisten“, spricht Forstdirektor Franz Lanschützer, Landwirtschaftskammer Salzburg, die aktuelle Situation an.
Das Forstwegenetz dient jedoch nicht nur dem Abtransport von geerntetem Holz. Es erleichtert in entscheidender Weise die vielfältig notwendigen sonstigen Waldarbeiten von der Aufforstung über die Jungwuchsund Dickungspflege bis zur Durchforstung. Eine Katastrophenbekämpfung – sei es Windwurf, Borkenkäferkalamitäten, Schneebruch oder immer wieder auch Waldbrand – ist ohne dieses Wegenetz undenkbar. Durch eine rasche Überwindung großer Entfernungen sind Forstwege auch eine große Erleichterung für die behördliche Forstaufsicht und für jagdliche Aktivitäten. Nicht zuletzt werden sie für vielfältige Freizeitaktivitäten genutzt.