Gelbe Belege überziehen derzeit so manche Windschutzscheibe eines geparkten Autos. War es vor längerem noch Saharastaub, sind es seit kurzem unzählige Pollen unserer Waldbäume.
Drei Einflussfaktoren
beeinflussen das Blühverhalten von Waldbäumen. Alle Baumarten sind erst ab einem gewissen Alter blühreif. Darunter wird die sogenannte Mannbarkeit verstanden, die Baumartenabhängig ist. Solitärbäume blühen dabei früher als Bäume im Waldbestand. Die Temperatur und die Standortsgüte tragen wesentlich dazu bei, ob und wie stark Bäume blühen. Ein Frühjahr bis Frühsommer mit überdurchschnittlichen Temperaturen und viel Sonneneinstrahlung auf das junge Laub fördert die Bildung von Blütenknospen für das nächste Jahr. Frost hat zum Teil ebenfalls einen erheblichen Einfluss. Die weibliche Lärchenblüte wird bei -4° Celsius „gekillt“. Das Blühen kostet dem Baum viel „Kraft“. Pollen und in weiterer Folge die Samen enthalten hochwertige Reservestoffe in konzentrierter Form. Ältere Untersuchungen gehen von einem Zuwachsverlust von bis zu 20% aus. Sogenannte Mastjahre werden daher häufig unterbrochen durch Jahre mit geringer Blühintensität. Gut Wasser- und Nährstoff versorgte Waldbäume sind in der Lage im Folgejahr stark zu blühen. Man spricht im Gegensatz zur „Notblüte“ von einer normalen Blüte. Bei der Notblüte geht es dem Baum schlecht. Er investiert stark in das Blühen. Auf Grund der schlechten Konstitution, die häufig mit schlechter Nährstoffversorgung einhergeht, fällt die Samenmenge gering aus und der Samen ist in der Regel von schlechterer Qualität.
Mastjahr erwünscht
Aus heutiger Sicht dürfte das Jahr 2014 für die Anlage von Blütenknospen bei Fichte, Tanne, Eiche und Esche optimal gewesen sein. Diese Baumarten sind sogenannte Windbestäuber. Entgegen der früheren Fachmeinung hat die Witterung zum Zeitpunkt der Blüte einen geringeren Einfluss auf das Bestäuben als bisher angenommen, solange es nicht tagelang regnet. Denn in der Regel geben die männlichen Blüten ihre Pollen nur bei trockener, warmer Witterung mit geringer Luftbewegung frei. Einmal entsandt sind Pollen auf Grund der UV-Strahlung nur ein bis zwei Tage befruchtungsfähig. Nach erfolgter Bestäubung liegt es aber insbesondere an der diesjährigen Witterung, ob ein hoher Anteil an keimfähigen Samen entstehen wird. Wenn man sich an das Trockenjahr 2003 zurück erinnert, war eine ähnliche Ausgangssituation wie jetzt gegeben. Durch die Dürre bildeten sich trotz extrem hoher Zapfenanzahl bei Fichte nur kleine schlecht oder nicht keimfähige Samen. Rekordmastjahre sind insgesamt seltener als früher geworden. In letzter Zeit fruktifizieren viele Waldbäume in geringerem Ausmaß alle zwei bis drei Jahre. Weniger Saatgut pro Baum bedeutet allerdings, dass eine Beerntung zu forstliche Vermehrungszwecken aufwändiger ist und deshalb immer öfters unterbleibt. Im Herbst werden wir wissen, ob die angesprochenen Baumarten endlich wieder eine Vollmast tragen. Der hohen Nachfrage insbesondere nach Fichten- und Tannensaatgut täte es gut.
Verfasser: DI Alexander Zobl 2015