Im Frühjahr beginnt jene Zeit, in der besonders Laubholzverjüngungen und -Aufforstungen anfällig für Fegeschäden sind. Denn Rehböcke erfahren in dieser Zeit einen Hormonschub, der sich durch plätzen, fegen oder schlagen äußert. Möglichkeiten gibt es zahlreiche, dies wirksam einzudämmen.
Das Fegen dient zur Markierung der Reviere, die im Frühjahr neu besetzt oder verteidigt werden. Die Hauptzeit der Revierkonkurrenz ist vorwiegend im März/April, manchmal dauert dies jedoch auch bis Anfang/Mitte Juni, bis die Reviere zumindest in ihren Kerngebieten unter den Konkurrenten abgegrenzt sind. Dann nimmt auch das Fegen stark ab. Die Markierung erfolgt geruchlich über Drüsen bei den Rosenstöcken der Böcke, aber auch neben den Lichtern und auf den Wangen. Besonders beliebt sind etwas widerstandsfähige, biegsame, stehende Pflanzenteile, die leicht zugänglich für die Böcke sind. Das trifft auf staudenartige, verholzte Pflanzen genauso zu wie auf geradschaftige Aufforstungen, vor allem Laubholzarten, aber in alpinen Regionen auch Fichten und Lärchen. Einen zweiten Höhepunkt erreicht das Fegen in der Brunftzeit des Rehwildes. Dann sind dafür aber in der Regel revierlose Böcke verantwortlich, erfahrungsgemäß Jährlinge, die vom Platzbock geduldet werden. Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, dass sie „es nochmal wissen wollen“ und dem etablierten Bock das Revier streitig machen. Meist werden diese Halbstarken jedoch vom älteren Bock verjagt.
Die Auswirkungen des Fegens können für die größtenteils teuren und pflegeintensiven Aufforstungen mit Edellaubhölzern natürlich enorm sein. Normalerweise führen Fegeschäden im Frühjahr zum bald sichtbaren Totalausfall der Pflanze, die später im Jahr gefegten Pflanzen hingegen sind im Herbst meist noch grün und zeigen den Ausfall erst im nächsten Frühjahr deutlich. Hier empfehlen sich einerseits gezielte Schutzmaßnahmen, um die gepflanzten Bäume individuell zu schützen. Andererseits sollte auch der Wildlebensraum den Bedürfnisse des Wildes hinsichtlich Äsung, Deckung, Einstand oder z.B. das Fegeangebot entsprechen. Hier sind insbesondere strukturierte, strauch- und staudenreiche Waldränder zu nennen. Aber auch innere Waldränder und Bereiche, wo sich Holler, Hartriegel, Hasel, Weiden oder ähnliche Arten entwickeln, sollten zum Schutz der oder zur Ablenkung von Zielbaumarten erhalten bleiben. Es werden auch Förderungen im Rahmen der Wald-Umwelt-Maßnahmen im Programm LE 2014-2020 angeboten, die dazu genutzt werden können.
Die Jagdstrategie bzw. die jagdliche Reaktion auf Schadensvorkommen ist sicherlich eine der wichtigsten Maßnahmen. In fast allen Jagdgesetzten der Bundesländer sind Abschüsse für Schadwild auch außerhalb der gesetzlichen Schonfrist auf Antrag möglich. Dieses Instrument wird in manchen Regionen intensiv genutzt und kann gerade im Frühjahr vor Beginn der Schusszeit Fegeschäden eindämmen. Die gesetzlichen Regelungen sehen aber vielfach auch den Abschuss als letzte Möglichkeit an, zumindest sollen Maßnahmen wie z.B. das Ver- oder Austreiben vorher angewendet werden. Die Praxis zeigt aber, dass hier der Erfolg eher gering ist.
Zum technischen Schutz der Pflanzen steht eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, die immer auf den Standort, die Baumarten und auf den notwendigen Arbeitsaufwand abgestimmt werden sollten. Einerseits finden in der Praxis häufig Zäunungen Anwendung, da diese gleichzeitig auch Schutz vor Verbiss bieten, jedoch mit steigender Größe selten wirklich Rehwild-dicht sind. Hier kann das einmalige Einspringen eines Rehbockes mit anschließender Fege bereits ausreichen, um weite Teile der Pflanzungen zu gefährden. Außerdem soll der Zaun ja das Fernbleiben des Wildes bewirken, wodurch die Fläche zwischen den Pflanzen auch als Äsungsangebot nicht zur Verfügung steht. Eine weitere Möglichkeit ist daher der Einzelschutz mit Schutzgittern oder Wuchshüllen sowie mit Holzpflöcken.
Einzelschutz vielfältig
Moderne Wuchshüllen sind in der Regel im unteren Drittel mit Löchern zur Belüftung ausgestattet, um Überhitzung oder zu frühes Austreiben der Jungpflanzen im Frühjahr zu verhindern. Diese modernen Kunststoffhüllen sind hoch UV-Licht beständig und so konstruiert, dass sich diese nach einigen Jahren zum Teil auch aus biologisch abbaubaren Materialien rückstandsfrei auflösen. In der Praxis kann jedoch immer wieder beobachtet werden, dass die Wuchshüllen zum Teil zu früh oder zu spät zerfallen. Hier empfiehlt es sich, regelmäßig den Zustand und die Notwendigkeit der Wuchshülle zu überprüfen und gegebenenfalls zu handeln. Eine weitere Möglichkeit besteht im Einsatz von Holzpflöcken, die in einem Dreieck rund um die Pflanze eingeschlagen werden. Zur besseren Stabilität auch gegen Schneeschub sollten die Pflöcke aus Nadel- oder idealerweise Robinienholz so tief eingeschlagen werden, dass diese mehrere Jahre Stand halten. Manschetten oder Stachelbäume sind weitere Mittel, die sich bewährt haben.
Generell haben alle hier angeführten Methoden ihre Vor- und Nachteile bzw. ist die Eignung auch im Forstbetrieb oder Bauernwald durchaus unterschiedlich, wenn man die Kosten oder Arbeitskräfteverfügbarkeit abwägt.
DI Gregor Grill