Der Wald braucht einen Kurswechsel in Brüssel
Beim Salzburger Waldbauerntag vergangene Woche am Heffterhof hagelte es massive Kritik an den neuen EU-Regelungen, die im Rahmen des Green Deals auf den Weg gebracht wurden. Rupert Quehenberger, Präsident der LK Salzburg: „Die neue EU-Entwaldungsverordnung und das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur sind skandalös und bewirken sogar das Gegenteil von dem, was man eigentlich erzielen wollte, nämlich den Schutz der Wälder. Und die wirtschaftlichen Verluste, weil das Holz nicht mehr genutzt werden darf, sondern im Wald verrottet, treffen Waldbesitzer und die Bevölkerung gleichermaßen. Für die Waldbesitzer wird die Waldpflege zum Kostenfaktor, gleichzeitig wird sich Brenn-und Bauholz für die Menschen unnötig verteuern“, so der LK-Präsident. Der Obmann des Waldverbandes, Rudi Rosenstatter, sieht die Waldbewirtschaftung, wie sie seit mehr als 150 Jahren erfolgreich praktiziert wird, dadurch in Gefahr: „Regelungen der EU, die pauschal eine Waldbewirtschaftung in ganz Europa regeln wollen, sind zum Scheitern verurteilt.“
Rosenstatter warnt auch davor, die rund 23.000 Arbeitsplätze in Salzburg in Gefahr zu bringen: „Alleine in Salzburg wird durch Holz eine jährliche Wertschöpfung von mehr als 1,6 Milliarden Euro erzielt. Wir dürfen dieses Erfolgskonzept nicht für eine einseitige Umweltpolitik opfern, das geht mit der nachhaltigen Waldbewirtschaftung, wie wir sie machen, nicht zusammen. Was wir brauchen, ist eine EU-Politik, die den so unterschiedlichen Regionen das notwendige Vertrauen entgegenbringt und den vorbildlichen Weg in Mitteleuropa unterstützt, nicht behindert. Deshalb sage ich: Hände weg von unserem gepflegten Wald.“ Abgesehen davon sei die EU nicht für Waldpolitik zuständig, das müsse weiterhin Sache der Mitgliedsstaaten bleiben. Anlässlich des Salzburger Waldbauerntages, der mit mehr als 300 Besuchern den Saal füllte, wurde die sogenannte „Salzburger Erklärung“ unterzeichnet. Gefordert wird in der von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und der bayrischen Staatsministerin Michaela Kaniber signierten „Salzburger Erklärung“ unter anderem eine europäische Politik, die die Waldbesitzer bei der nachhaltigen Bewirtschaftung und Pflege der Wälder unterstützt und die an den Erfordernissen der Wälder und der Menschen, die sie pflegen, ausgerichtet ist. Und es sei ein sofortiger Kurswechsel zu vollziehen: „Anstatt Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen durch immer neue überzogene Vorgaben zu gängeln und damit im Glauben an die europäische Idee zu erschüttern, muss Brüssel ihnen endlich Vertrauen entgegenbringen. Nur mit den Waldbesitzern und nicht gegen sie sichern wir klimastabile, zukunftsfähige Wälder im Interesse der gesamten Gesellschaft.“
Bundesminister Totschnig würdigte die Charta als einen wichtigen Schulterschluss zwischen Bayern und Österreich: „Die wachsende Bürokratie aufgrund des Green Deals und die steigenden gesellschaftlichen Anforderungen sind nur einige Beispiele, die unsere Waldbäuerinnen und -bauern beschäftigen. Deshalb tragen wir Verantwortung für unsere Regionen, unseren Wald und künftige Generationen, denn nur durch die Selbstbestimmung über die Waldbewirtschaftung können wir dieser gerecht werden.“ Forstministerin Michaela Kaniber zufolge ist die Charta ein klares Zeichen gegen Bevormundung und Misstrauen seitens der EU: „Wir erwarten, dass unsere Waldbesitzer in Brüssel mit am Tisch sitzen. Wir brauchen eine praxisnahe EU-Politik, die den Waldbesitzern dabei hilft, ihre Wälder an den Klimawandel anzupassen, anstatt immer wieder neue Bürokratiemonster zu erschaffen.“ Wald und Waldbewirtschaftung haben in Österreich wie in Bayern einen besonders hohen Stellenwert und eine lange Tradition. Mit über vier Millionen Hektar in Österreich und 2,6 Millionen Hektar in Bayern sind beide Länder ausgesprochen waldreich. Gerade im ländlichen Raum ist die Waldbewirtschaftung ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Sie sichert allein in Österreich und Bayern entlang der Wertschöpfungskette Forst und Holz insgesamt 480.000 Arbeitsplätze bei einer Wertschöpfung von mehr als 44 Milliarden Euro jährlich.
Ing. Christine Mooslechner LK Salzburg
500 Jahre Forstgesetzgebung in Salzburg
Während die Forstwirtschaft in Salzburg ein besonderes Jubiläum begeht -nämlich 500 Jahre Forstgesetzgebung in Salzburg -bringen neue EU-Vorschriften die hart erarbeitete Nachhaltigkeit in den Wäldern aus dem Gleichgewicht. „Brachten vor 500 Jahren die Sudpfannen der Erzbischöfe den Wald in arge Bedrängnis, sind es heute für Waldbesitzer völlig überzogene Vorschriften aus Brüssel“, so Forstmeister Dipl.-Ing. Gregor Grill von der LK Salzburg bei seinem Fachvortrag beim Waldbauerntag. 1524 -also vor genau 500 Jahren – wurde unter Fürsterzbischof Matthäus Lang die erste umfassende Waldordnung für Salzburg erlassen. Diese Regelungen hatten vordergründig zum Ziel, die Waldrodungen durch die wachsende Bevölkerung zu bremsen und die Holzversorgung für die Salinen und den Bergbau als Haupteinnahmequelle des Fürsterzbischofs zu sichern. Diese Regelungen fielen unmittelbar in die Wirren der langsam abflauenden Bauernaufstände und führten zu einem heftigen Widerstand der Bauern, der brutal niedergeschlagen wurde. Als Vermächtnis blieben eine genaue Landvermessung mit Erhebung der noch verfügbaren Holzvorräte in Salzburg, ein Rodungsverbot und eine Verwaltungsstruktur, die die Waldarbeit genau beaufsichtigen sollte. Grill weiter: „Bis zur Beendigung der Grundherrschaft 1848 konnte die Plünderung der Wälder allerdings nicht wirksam gestoppt werden. Im 18. Jahrhundert war der Waldanteil in Salzburg bei nur mehr 25 %, heute sind wir bei über 50 %der Landesfläche. Erst als die Bauernfamilien im Jahr 1848 Eigentum übertragen bekamen, wuchs die Verantwortung, den Wald für Generationen nachhaltig zu bewahren.“ Bis zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde das Holz hauptsächlich als Brennholz genutzt. Durch die später folgende starke Nutzung von Kohle als Energiequelle wurde der Wald stark entlastet. Bis zur Ablösung des Reichsforstgesetzes von 1853 durch das Österreichische Forstgesetz 1975 stand über 100 Jahre der Aufbau stabiler Wälder im Vordergrund, obwohl auch hier Störfeuer, z. B. durch die Reparationshiebe nach dem Zweiten Weltkrieg, die intensiven Bemühungen der Forstwirtschaft erschwerten. 1975 wurde erstmals die Nachhaltigkeit umfassend definiert und seither kann man einen guten Zustand der Wälder feststellen.
Verleihung des „Salzburger Waldkauzes“
Der WV Salzburg bedankt sich mit dem Waldkauz alljährlich beim Waldbauerntag bei Persönlichkeiten für ihren Einsatz um die Forstwirtschaft in Salzburg. Dieses Jahr durfte die Vizepräsidentin und Landesbäuerin Claudia Entleitner voller Freude die Auszeichnung entgegennehmen.
Fotos: Neumayr