Alle zwei Jahre findet der Österreichische Christbaum-Produzententag in einem anderen Bundesland statt. Nach der pandemiebedingten Absage im Jahr 2020 war nun heuer Salzburg an der Reihe. Für zwei Tage kamen Christbaumbauern und –bäuerinnen aus ganz Österreich, um sich über vielfältige Themen rund um die Christbaumproduktion zu informieren.
Feldtag mit Exkursionen nach Laufen, Göming und Lamprechtshausen
Am 26. August wurde der Feldtag abgehalten. Die erste Exkursion am Vormittag führte die Teilnehmenden zum Pflanzgarten nach Laufen-Lebenau in Bayern. Es ist dies ein Traditionsbetrieb im Unternehmen der Bayerischen Staatsforsten und wurde im Jahr 1906 gegründet. Die Produktionsphilosophie lautet: „Alles aus einer Hand – vom Samen bis zur Pflanze.“ Es ist dies die höchste Garantie bei der Verwendung gesicherter Herkünfte und damit Grundlage für stabile und leistungsstarke Wälder in Bayern. Auf einer Fläche von 12,5 ha werden jedes Jahr über eine Million wurzelnackte Pflanzen und rund 200.000 Kleinballenpflanzen produziert. Beim Rundgang durch den Pflanzgarten wies Standortleiter Andreas Ludwig auf die aktuellen Herausforderungen hin. So werden z.B. die Waldbäume durch den Klimawandel stark gestresst, ein großer Genpool mit reaktionsfähigem Vermehrungsgut sorge daher im Zuge der Selektion für angepasste Pflanzen. Die genetische Vielfalt der Waldbäume zu bewahren und weiterzugeben sei seine Hauptaufgabe als Förster, so Andreas Ludwig. Weiters wurde seinerseits für eine erfolgreiche Forstpflanzenanzucht ein gesunder Boden hervorgehoben. Damit sich aber die Bäume nach dem Auspflanzen im Wald gesund und stabil weiterentwickeln können, wurde im Besonderen auch noch auf die wurzelgerechte Pflanzung eingegangen.
Exkursion zu den Salzburger Christbaumproduzenten
Die Teilnehmenden teilten sich am Nachmittag in zwei Gruppen zur Besichtigung der Betriebe Egger („Schmiedbauer“ in Göming) und Kreiseder („Knotzingerbauer“ in Lamprechtshausen). Der Betrieb Egger ist ein Erbhof (in Familienbesitz seit 1807). Die Christbaumproduktion gibt es schon seit mehreren Jahrzehnten, seit 1990 wird sie intensiv betrieben und stellt mit mittlerweile 10 ha Größe den Haupterwerb dar. Es werden fast ausschließlich Nordmanntannen herangezogen. Zur Risikostreuung (Spätfrostgefährdung) werden jedoch mehrere Herkünfte verwendet. Die Mechanisierung am Hof ist weit vorangeschritten. So wird nach der Christbaumernte zur Stockrodung ein Bagger verwendet. Eine 2-reihige Pflanzmaschine erleichtert das Setzen der jungen Bäume ganz erheblich. Die Flächen wurden mittlerweile streng rechwinkelig angelegt, wodurch auch das Ausmähen optimiert werden konnte (Durchführung mit dem Hochgras-Aufsitzmäher AS 940 Sherpa). Ein Fort Sirio 4 x 4 kann mit Anbaugeräten wie Stumpfbeschneider und Düngerstreuer ausgestattet werden. Die Trockenheit im Jahr 2018 hat Klaus Egger dazu bewogen, sich eine Bewässerungsmöglichkeit mit einem 1.000 Liter-Fass anzuschaffen. Im Gegensatz dazu wird die Christbaumproduktion beim Betrieb Kreiseder seit dem Jahr 1985 auf einer Fläche von ca. 1 ha Größe (aufgeteilt auf drei Kulturen) im Nebenerwerb betrieben. Durch Hagelschlag wurde die Christbaumkultur im Jahr 2009 schwer in Mitleidenschaft gezogen. Angebaut wird die Nordmanntanne mit den Herkünften Ambrolauri, Kontinental und Krasnaja, ganz wenig auch Blaufichte. Die Flächengröße erlaubt es, die Kulturen mit der Motorsense auszumähen. Auf Grund des geringen Befallsdruckes wird keine Tannentrieblausbekämpfung durchgeführt. Die Vermarktung der Christbäume erfolgt ausschließlich Ab-Hof. Besichtigt wurde auch das Hauptstandbein des Betriebes: ein im Jahr 2021 errichteter Stall für 2 x 3.000 Hühner in Volierenhaltung zur Eierproduktion. Die Vermarktung erfolgt neben Ab-Hof über die Schiene „Salzburger Land-Ei“. Mais für die Hühner wächst auf dem hofeigenen Acker.
Fachtagung mit interessanten Referaten
Am 27. August wurde die Fachtagung im Heffterhof in Salzburg abgehalten. In seinen Grußworten erinnerte Kammeramtsdirektor Nikolaus Lienbacher an frühere Zeiten, als noch völlig wild und ohne Formgebung wachsende Bäume – hpts. Fichten – aus dem Wald verkauft wurden. Er zollte den Christbaumbauern Respekt für ihre oft mühevolle Arbeit und betonte, dass in Salzburg durchaus noch Potential für neue Christbaumproduzenten vorhanden wäre. Waldverbandsobmann Rudi Rosenstatter wies in seinen Grußworten hin auf die Durchführung des Christbaum-Produktionstages in einer Region, in der im Jahr 1818 erstmals das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ gesungen wurde. Nirgendwo könne die Botschaft des Christbaums, die Sinngebung und das Bereiten von Freude für Weihnachten besser vermittelt werden.
Einsatz von Bakterien und Pilzen für alle Anwendungen in der Landwirtschaft
Patrizio Claudio Remotti aus Rom/I beschäftigt sich im ersten Referat mit der Behebung von Pflanzenproblemen durch den Einsatz von Organismen. Diese können als Biodünger eingesetzt werden, das Pflanzenwachstum wird verstärkt durch mehr Effizienz. Sie stellen auch eine natürliche Quelle von Nährstoffen dar. Der Einsatz dieser Organismen ist umweltfreundlich, da Kunstdünger verringert werden können, somit wird auch deutlich weniger CO2 produziert. Die Produkte des Unternehmens L.G. Italia, in dem Herr Remotti als kaufmännischer und technischer Leiter arbeitet, werden für die Anforderungen des marktes ständig weiterentwickelt.
Die Wünsch der Kunden
Im zweiten Referat stellte Christbaumproduzent Thomas Emslander aus Ergolding/D die Frage, ob wir die Wünsche unserer Kunden noch verstehen. Es gebe einen erheblichen Wandel in den Kundenwünschen, so z.B. die verstärkte Nachfrage nach Bio-Christbäumen. Die Kundenbindung könne nicht hoch genug gehalten werden: der Wechselkundenanteil betrage 50%. Oftmals seien beim Christbaumverkauf Dinge entscheidend, an die man weniger denke. So könne etwa die Parkplatzgröße den Ausschlag dafür gebe, ob ein Kunde wiederkommt oder eben nicht. Man solle sich zudem nicht nur auf die Vermarktung der Nordmanntanne verlassen, sondern der neue Zeitgeist verlange auch nach anderen Baumarten. In diesem Zusammenhang sei der Verkauf von Schmuckreisig (Edeltanne, Stechpalme, etc.) nicht zu vernachlässigen. Auch die Bedeutung von Zweit- oder Drittbäumen für Kinder oder Senioren werde oftmals unterschätzt.
Tombolaverlosung
Am Ende der Tagung wurde eine Verlosung mit mehr als 20 Sachpreisen durchgeführt. Den Hauptpreis – eine Stihl Elektromotorsense mit Zubehör gesponsert von der Grazer Wechselseitigen Versicherung und vom Waldverband Salzburg – sicherte sich Lukas König aus Maria Laach in Niederösterreich.