Klimawandel dicht auf den Fersen
Die diesjährige Forstexkursion des Waldverbandes und der LK Salzburg führte mit 130 Teilnehmern nach Oberbayern.
Erstes Ziel war das Bayerische Amt für Waldgenetik in Freilassing, wo Anbauversuche mit fremdländischen Baumarten besichtigt wurden. Diese wurden angelegt, da Katastrophen im Wald zunehmen, deshalb mehr Kahlflächen vorhanden sind und man bei der Waldwiederbegründung mit heimischen Baumarten zunehmend an Grenzen stößt. Durchgeführt werden Anbauversuche mit Japanbirke, Libanon-und Atlaszeder, Schwarznuss, Platane, Robinie, Baumhasel etc. Ausschlaggebend für den Anbauerfolg auf dem einzelnen Standort ist jedoch immer die jeweilige Herkunft des Saatgutes. Es sollte daher mindestens eine mehrere Jahrzehnte andauernde Anbauerfahrung geben, bevor fremdländische Baumarten in größerem Umfang ausgebracht werden. Auf die heimischen Baumarten darf aber keinesfalls vergessen werden. Daher werden auch Versuche mit italienischen Buchenherkünften gemacht, von denen man sich erwartet, dass sie besser mit den zukünftig wärmeren Klimaverhältnissen zurechtkommen. Besichtigt wurde auch ein Saatguterntebestand mit Stieleiche. Dieser Eichenbestand wurde im Jahr 1788 unter Erzbischof Hieronymus von Colloredo mit heimschen und slawonischen Herkünften begründet, nachdem die vorher dort stockenden Fichtenbestände von der Fichtenblattwespe vernichtet wurden.
Der Weltwald in Freising
Im Kranzberger Forst in Freising wurden bereits im Jahr 1874 fremdländische Baumarten durch die damals königlich bayerische Forstverwaltung angebaut. 1987 wurde dann begonnen, alle möglichen Baumarten aus der nördlichen Halbkugel anzupflanzen, welche die für bayerische Verhältnisse nötige Frost-und Winterhärte aufweisen. So ist auf einer Fläche von 110 ha das Bayerische Landesarboretum entstanden. Mittlerweile sind bereits über 400 Baumund Straucharten aus aller Welt vertreten. Die große Vielfalt und abwechslungsreiche Gestaltung der Anlage machten den Weltwald aber vor allem zum beliebten Ziel für die allgemeine Bevölkerung. Jährlich gibt es rund 800.000 Besucher.
Der Kampf mit dem Klimawandel
Ein weiterer Exkursionspunkt war der Forstenrieder Park südlich von München, der zum Forstbetrieb München der Bayerischen Staatsforsten gehört und ein Naherholungsgebiet der Stadt München ist. Historisch war dieser eingezäunte Wald lange Zeit dominiert von feudaljagdlichen Interessen. Die Schotterebene südlich von München ist geprägt von seichtgründigen Böden, wodurch sich im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung und extremen Trockenjahren ungünstige Bedingungen für die derzeit noch überwiegend vorhandene Fichte ergeben. Daher werden Fichtenbestände frühzeitig mittels Naturverjüngung, Saat und Aufforstung vorausverjüngt. Kommt es hinkünftig bei diesen Flächen zu größeren Schäden, wächst zumindest mit dem vorhandenen Jungwuchs die nächste Waldgeneration bereits wieder heran und es entstehen keine Kahlflächen. Zukünftig sollen neben der am zweithäufigsten vorkommenden Baumart Buche vor allem mehr Tanne, Douglasie und Eiche eingebracht werden.
Trinkwasser von höchster Qualität
Ein letzter sehr interessanter Exkursionspunkt war der sogenannte Taubenberg, wo der Wald mit einer Fläche von 1.800 ha den Stadtwerken München gehört und für die Bereitstellung von 80 % des Trinkwassers für die Stadt München mit ihren rund 1,5 Millionen Einwohnern sorgt. Pro Sekunde werden 3.000 Liter hochwertiges Trinkwasser bereitgestellt. Das verlangt nach einer besonders bodenschonenden Wirtschaftsweise mit tunlichster Vermeidung von Bodenverwundung. Die Nutzung der Bäume erfolgt einzelstammweise. Es werden stufig aufgebaute Wälder für eine Dauerwaldbewirtschaftung angestrebt mit den Baumarten Fichte, Tanne und Buche, vereinzelt auch Ahorn und Vogelbeere. Dafür getätigte waldbauliche Eingriffe erfolgen oft, aber mäßig. Es besteht praktisch flächendeckende Naturverjüngung. Durch die besondere forstliche Bewirtschaftungsweise sind auch beeindruckende Altholztannen mit mehr als 1,5 m Durchmesser und Höhen von über 40 m entstanden.
Insgesamt war diese forstliche Lehrfahrt wieder so interessant gestaltet, dass sich jeder Teilnehmer Wissen für seinen Wald mit nach Hause nehmen konnten, und die vielen Fachgespräche zeigten das Interesse der Salzburger Waldbesitzer an einer innovativen, zukunftsfähigen Forstwirtschaft.
Das Amt für Landwirtschaft und Forsten betreibt über ganz Bayern verteilt auch mehrere Klimamonitoringstationen, in denen die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald untersucht werden, um daraus Empfehlungen für die forstliche Praxis zu erhalten.
Das waldbauliche Ziel in Bayern sind vielfach Wälder mit zumindest vier Hauptbaumarten, so nach dem Motto: „Wer streut, rutscht nicht aus.“ Mit dabei ist aus wirtschaftlichen Gründen immer auch ein ordentlicher Anteil an Nadelholz.
Besonders beeindruckt waren die Teilnehmer der Forstexkursion vom „Eichet“, einem Eichenwald, der im Jahr 1788 im Auftrag des Erzbischofs von Salzburg aufgeforstet wurde. Diese über 200 Jahre alten, wunderschön, geformten Eichen werden auch zur Saatgutgewinnung verwendet.
Genetische Analysen haben ergeben, dass im Eichet sowohl mit heimischen als auch Slawonischen Eichen aufgeforstet wurde.
Ein 37 m hoher Aussichtsturm gibt am Taubenberg einen Blick frei von München bis zum Karwendelgebirge.
Im Stadtwald von München steht am Taubenberg der Quellschutz im Vordergrund, sodass seit Jahrzehnten ein kahlschlagfreier Dauerwald mit plenterartigen Strukturen das Ziel ist.