Salzburgs Waldbesitzer erkunden naturnahen Waldbau
Über 140 Waldbesitzer und –bewirtschafter besuchten Kollegen in der Region des Nationalpark Gesäuse. Im Focus stand die Umsetzung von naturnahem Waldbau mit Blick auf die klimatischen Herausforderungen, auf welche wir zusteuern. Die Forcierung von Laubwäldern, die Verwendung tiefwurzelnder Baumarten und die Vorteile der Verkürzung der Umtriebszeit wurden vor Ort diskutiert.
Die Exkursion führte die Teilnehmer als erstes auf den Forchnerhof in Frauenberg. Die Familie Wölger bewirtschaftet hier insgesamt fast 300 ha. Diese Fläche setzt sich zusammen aus 60 ha Grünland, 120 ha Wald sowie einer Alm mit 117 ha. Der Wald erstreckt sich von 640 m bis 1.070 m Seehöhe. Die Hauptbaumart bildet mit 65 % derzeit noch die Fichte. An weiteren Nadelhölzern sind die Tanne mit bereits 17 % und die Lärche mit 8 % vertreten. Der Anteil an Laubhölzern macht 10 % aus. Das Hauptaugenmerk bei der Bewirtschaftung liegt auf den tiefwurzelnden Baumarten wie Tanne, Buche, Bergahorn und Stieleiche. Letztere wird in Gruppen mittels Pflanzung eingebracht. Das Ziel dieser Maßnahme ist es, „Mutterbäume“ für eine spätere Eichennaturverjüngung heranzuziehen. Bei der Einleitung der Naturverjüngung setzt die Familie Wölger auf ihrem Betrieb auf kleinräumige Konzepte. Mat hat gemerkt, daß sich die Naturverjüngung der Tanne auf diese Weise besser entwickelt und sich der Bestand besser von selbst strukturiert. Die Fichte wird zwar nicht bekämpft, aber bei den Pflegemaßnahmen auch nicht besonders gefördert.
Ein weiterer Exkursionspunkt war der Betrieb der Familie Göschl in Gamsforst. Rainer Göschl, der Seniorchef, hat als ausgebildeter Techniker vor 40 Jahren begonnen, Wald zu kaufen. Über die Jahrzehnte wurde die Betriebsfläche durch Zukauf auf insgesamt 150 ha erweitert. Der Familie Göschl ist die Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie ein Herzensanliegen. Aus diesem Grund werden deren Waldflächen nach dem Prinzip des Dauerwaldes bewirtschaftet. In die Altbestände des Betriebes wird alle acht bis zehn Jahre eingegriffen. Bei der sich bildenden Naturverjüngung wird bereits frühzeitig darauf geachtet, dass durch Schutz und Freistellen guter Individuen diese rasch wachsen können.
Die zeitgerechte Dickungspflege und Durchforstung ist der Bewirtschafterfamilie wichtig. Nur auf diesem Weg erhält man rasch Bäume mit entsprechend starken Durchmessern. Der derzeitige Besitzer Wolfgang Göschl, der im Hauptberuf als ausgebildeter Förster bei der WLV tätig ist, kann sich für seinen Betrieb eine Umtriebszeit von 50 bis 60 Jahre sehr gut vorstellen. Das Bundesforschungszentrum für Wald hat Teilflächen des Betriebes in das Projekt „ReSynatWald 2.0 – Integrate Austria“ (Entwicklung eines Referenzflächen-Systems zur wissenschaftlichen Quantifizierung naturnaher Waldbaumethoden) aufgenommen. Ziel des Projekts ist die Messbarmachung der ökologischen und ökonomischen Auswirkungen der unterschiedlichsten Dauerwaldsysteme.
Der letzte Punkt der Exkursion führte in den Natinalpark Gesäuse. Von den ca. 25.000 ha großen Steiermärkischen Landesforsten, die unter der Leitung von Forstdirektor Dr. Lutz Pickenpack stehen, wurden vor 20 Jahren ca. 12.000 ha als Nationalpark ausgewiesen. Zur Betreuung dieses Nationalparks wurde eine Ges. m. b. H gegründet, deren Geschäftsführer DI Herbert Wölger ist. Die Fläche ist zu 52 % bewaldet und hat noch 1.000 ha bewirtschaftete und 500 ha zugewachsene Almflächen. Rund 75 % der Fläche wird der Natur zur Gänze überlassen, sodass im Nationalpark kaum forstliche Nutzungen stattfinden. Der Wildbestand wird von den Steiermärkischen Landesforsten gemanagt zur Hintanhaltung von hohen Wildschäden im Nationalpark selbst und in den angrenzenden Bereichen.
Die heurige Forstexkursion zeigte, wie man mit verhältnismäßig geringem Aufwand seinen Wald klimafit umgestalten kann. Die Eckpfeiler dafür sind das Potential der Naturverjüngung zu nutzen und die gruppenweise Einbringung von klimafitten Baumarten als „Starter“ der folgenden Bestandesgenerationen. Die rechtzeitige Dickungspflege und Durchforstung sind und bleiben das bedeutendste Werkzeug, um stabile und wertvolle Waldbestände für die Zukunft zu erziehen.
Fersterer Philipp