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Risikostreuung durch Mischwaldbewirtschaftung

Die diesjährige Forstexkursion mit 140 Teilnehmern, bei der an zwei Tagen mehrerer Exkursionspunkte besichtigt wurden führte nach Ober- und Niederösterreich sowie nach Tschechien. Als erstes wurde der Familienbetrieb Haslinger im oberösterreichischen Lichtenberg besucht. Josef Haslinger, Land- und Forstwirtschaftsmeister sowie Staatspreisträger für beispielgebende Waldwirtschaft, bewirtschaftet gemeinsam mit seinen Eltern 36 ha landwirtschaftliche Nutzfläche und 20 ha Wald. Das besondere Interesse am Wald zeigt auch die Anlage von Versuchsflächen. Im Jahr 1972 wurde ein Fichten-Durchforstungsversuch angelegt und an dem heute über 100 Jahre alten Douglasienbestand wurden regelmäßig Messungen durchgeführt. Ziel des Waldbaus am Betrieb sind standortangepasste, artenreiche M

ischwaldbestände. Die Laubholz-Naturverjüngung wird intensiv gefördert, seltenen Baumarten wird auch bei schlechter Qualität der Vorrang gegeben. Zusätzlich werden Douglasie, Weißtanne, Lärche und Kiefer künstlich eingebracht. Die stärkste Douglasie hat ein Alter von 107 Jahren, einen Durchmesser in Brusthöhe von 111 cm, eine Höhe von 53 m und ihre Holzmasse liegt 20,5 Vorratsfestmeter. Je sandiger und trockener der Boden beschaffen ist, desto besser entwickelt sich diese Baumart auf dem Betrieb.

Ein nagelneues Sägewerk aus dem Boden gestampft

Als nächster Exkursionspunkt wurde das neue Sägewerk des Holzbearbeitungsbetriebes Herbert Handlos in Summerau im Dreiländereck Wald-, Mühlviertel und Tschechien besichtigt. Vor 20 Monaten wurde mit dem Bau auf einer Fläche von 14 ha begonnen, das Werk ist aktuell noch nicht ganz fertiggestellt. Eingeschnitten werden aber schon Fichte, Kiefer und Lärche mit Blochlängen von 3 bis 5 m. Im Endausbau sollen es 1,2 Mio. Festmeter Einschnitt im Jahr sein. Für den An- und Abtransport von Holz ist ein eigener Gleisanschluss vorhanden. Am Lagerplatz können 120.000 Festmeter Holz deponiert werden und 126 Sortierboxen stehen zur Verfügung. Die anfallenden Holzspäne werden zu 80% zu Pellets verarbeitet, der Rest wird im Heizwerk zur Wärmegewinnung eingesetzt. Die Holztrocknungsanlage wird mit Rinde beschickt. Eine großflächige Photovoltaikanlage auf dem Dach soll hinkünftig für eine weitgehende Energieunabhängigkeit sorgen. Bei Vollbetrieb können am Standort 70 Mitarbeiter beschäftigt werden.

Auch am Gutsbetrieb: Mischwald ist das Gebot der Stunde

Der dritte Exkursionspunkt führte zur Fürstenberg´schen Forst- und Güterdirektion in Weitra. Sie befindet sich seit dem Jahr 1607 im Familienbesitz. Das weithin sichtbare Schloss ist das Wahrzeichen von Weitra. Die Forstwirtschaft umfasst 3.335 ha Wald in fünf Revieren, daneben gibt es noch 255 ha Landwirtschaft, 25 ha Fließgewässer und 16 ha Teichflächen für die Fischzucht. Der Betrieb war stark betroffen vom Sturmtief „Kyrill“ im Jahr 2007: auf rund 700 ha Fläche wurden 250.000 Festmeter Holz geworfen. Im Jahr darauf kamen noch einmal 50.000 Festmeter Käferholz dazu. Ein Großteil der betroffenen Flächen war bereits vorverjüngt, weswegen es zu keinen Problemen mit der Wiederbewaldung kam. Überwiegend kann mit Naturverjüngung gearbeitet werden. Maximal 3.000 Pflanzen (Tanne und Laubholz, v.a. Ahorn und Buche) werden pro Jahr aufgeforstet. Auf durchschnittlich 90 ha Dickungsfläche wird jährlich eine Stammzahlreduktion durchgeführt. Dabei beträgt der Zielabstand bei Fichte 2,5 m. Vor allem in höheren Lagen wird auf Grund der vorherrschenden Windgefahr darauf geachtet, nicht zu stark zu durchforsten. Douglasie wird seit dem Beginn der 2000-er Jahre auf geeigneten Standorten eingebracht.

 

Bitte um günstiges Wetter für die Forstwirtschaft

Zum Abschluss der Forstexkursion wurde noch die Wallfahrtskirche Maria Trost in Brünnl (tschechisch: Dobra Voda) besucht. Es ist dies eine Barockkirche, die in den Jahren 1706 bis 1715 erbaut wurde. Aufgrund einer umfangreichen Innen- und Außensanierung vor wenigen Jahren präsentiert sich dieser bedeutende tschechische Marienwallfahrtsort in einem wunderschönen Zustand. Der Ausblick von der Anhöhe Richtung Norden ins Böhmische stellte einen lohnenden Schlusspunkt der Forstexkursion dar.

  

 Fotos: Claudia Schnöll