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Der Holzmarkt geht wie derzeit viele Branchen durch das Coronavirus durch schwierige Zeiten. War zuvor die Lage bereits äußerst bedenklich, sind die
daraus resultierenden Auswirkungen nur schwer abzuschätzen.

Verwerfungen am Holzmarkt

Abgesehen von den aktuellen Schneedruckschäden im Süden von Salzburg hat der Holzmarkt im Jänner dieses Jahres in manchen Bereichen leicht optimistisch begonnen. Wegen des sehr reduzierten Normaleinschlages war die Aufnahmefähigkeit der Sägewerke durchaus gut und auch die Preise haben sich an diese Situation angepasst. Aber nach nur kaum etwas mehr als 3 Wochen im neuen Jahr hat sich diese Situation gedreht. Durch die leicht erhöhten Preise, durch die massiven Importe auch aus entfernten Gebieten und durch mehrere Winterstürme in Mitteleuropa kam wesentlich mehr Holz auf den Markt als dieser vertragen hätte. Und nun wirbelt die Coronakrise nochmals alles durcheinander. Daraus wird es in der nahen Zukunft sehr unterschiedliche und schwer einschätzbare Verhältnisse geben.

Speziell die Salzburger Sägeindustrie ist sehr stark nach Italien orientiert. Der Schnittholzabsatz hängt sowohl davon ab, wie viel Holz dort noch benötigt wird als auch ob es mit einem vertretbaren Zeitaufwand geliefert werden kann. Die Grenzkontrollen verzögern die Lieferungen in einem Ausmaß, dass sich Transportunternehmen weigern, diese Hürden auf sich zu nehmen. Der zweite große Abnehmer ist Deutschland, wo sich auch die Frage stellt, ob die Grenzübergänge für einen gewohnten Warenverkehr offenbleiben oder die Kontrollen zu unvertretbaren Zeitverzögerungen führen werden. Ähnliches gilt auch für die Rundholzimporte. Große Holzmengen sowohl für die Sägewerke als auch für die Zellstoff- und Plattenindustrie kommen aus Deutschland, Italien, Slowenien und Tschechien. Versiegen diese Holzströme oder reduzieren sie sich durch die Verzögerungen an den Grenzen, so verändert das womöglich sehr rasch die lokale Situation. Insofern hängt der Holzmarkt derzeit am allermeisten an den internationalen Transportströmen. An sich sind aber die allermeisten Betriebe, die Rundholz benötigen, derzeit durchaus gut versorgt. An Zufuhrmöglichleiten für Sägerundholz wird es in den nächsten Wochen so viele geben, wie die Sägewerke an Schnittholz vermarkten und damit erzeugen können. Die Situation kann sich täglich bei jedem Sägewerk ändern. Ebenso wird es bei Faserholz sein, dessen Abnahme von den Absatzmöglichleiten von Zellstoff und Spanblatten abhängt.

Flexibilität sehr gefragt

Auf diese uneinschätzbare Situation kann die Forstwirtschaft nur mit hoher Flexibilität reagieren, denn auch aktuelle Wegsperren wegen des Frostaufbruches ändern täglich die Situation für das bereits erzeugte Holz. Die neuerliche Holzerzeugung sollte sich auf die Aufarbeitung von Schadholz beschränken. Auch hier ist die jeweilige örtliche Situation mit zu bedenken. Aufgearbeitet sollte möglichst nur jenes Schadholz werden, das auch eine Borkenkäfergefährdung besitzt. Bei Schneedruckschäden kann es durchaus zweckmäßig sein, die am Boden liegenden Wipfel zu entasten und einzukürzen und nur grünastfreie Stämme aufzuarbeiten oder die gesamte Aufarbeitung auf Ende Sommer zu verschieben. Entscheidend es ist hier, die lokale Käfergefährdung nach Höhenlage, Exposition, Temperaturverlauf, Wasserversorgung etc. richtig einzuschätzen. Die aus den letzten Winterstürmen stammenden Windwurfschäden sollten aufgearbeitet werden, weil diese ohnehin in Gebieten mit großer Borkenkäfergefährdung liegen. Vor allem kleinere Holzmengen, deren Abfuhr sich oft stark verzögert, sollten möglichst weit außerhalb des Waldes bzw. am Hof gelagert werden.

Franz Lanschützer