Forstexkursion Waldverband und LK Salzburg
Unter dem Motto „Erzeugung und Verarbeitung von Gebirgsholz“ ging es diesmal nach Nord-, Ost- und Südtirol, es nahmen rund 200 interessierte Waldbäuerinnen und –bauern teil. An zwei Tagen wurden Exkursionspunkte besichtigt. Als erstes wurde das Spanplattenwerk Egger in St. Johann besucht. Bei einer Führung durch das Werk wurde berichtet, dass in diesem Stammhaus der Egger-Gruppe bereits seit Dezember 1961 produziert wird, rund 1.100 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. 600.000 Tonnen Rundholz werden jährlich benötigt (90% Nadel-, 10% Laubholz). Pro Tag liegt der Bedarf bei 4.000 Schüttraummetern, im Jahr werden 500.000 m³ Rohspanplatten erzeugt. Diese werden veredelt mittels Aufpressen von imprägniertem Papier, 450 verschiedene Dekors stehen dafür zur Verfügung. Im Werk gibt es 1.220 Palettenlagerplätze für Dekorpapier sowie 3.040 Stellplätze für Spanplatten; das imposante Hochregallager dafür wurde mit logistischer Meisterleistung im Jahr 2015 errichtet. Eine 40 MW Biomasseanlage liefert Wärme zum Trocknen und Pressen, außerdem werden 1.400 Privathaushalte sowie einige Großabnehmer mit Wärme versorgt. Mittlerweile betreibt die Egger-Gruppe weltweit 18 Werke, zwei befinden sich in Bau.
Von St. Johann ging die Reise weiter nach Matrei zur Besichtigung der herausfordernden Bewirtschaftung eines Bannwaldes. DI Hubert Sint von der Forstinspektion Osttirol berichtete, dass der Bezirk mit 78.000 ha Wald ausgestattet ist, den sich 4.000 Waldbesitzer mit durchschnittlich 7,5 Hektar Waldfläche teilen. Der Einschlag liegt bei 200.000 Festmetern pro Jahr. Am Beispiel eines Steinschlagschutzwaldes oberhalb einer Landesstraße und der Ortschaft Huben werden die Schwierigkeiten der Bannwaldbewirtschaftung dargelegt. Die Standorte der ca. 60 ha großen Waldfläche sind sehr karg auf Grund von Streunutzung und Schneitelung. Es wird daran gearbeitet den überalterten Wald zu verjüngen. Bei den Fällungen sind die Bäume hoch abzustocken und querzuschlägern. An Hand verschiedener Schutzbauwerke konnte die technische Entwicklung dargelegt werden: mit den neuen, dynamisch abfedernden Steinschlagschutznetzen ist es mittlerweile möglich, abstürzende Blöcke mit über 20 Tonnen Gewicht aufzuhalten.
Unmittelbar an den Bannwald grenzt der Mooserhof von Familie Steinkasserer an. Der Hof – nach wie vor ein Vollerwerbsbetrieb mit Zuerwerb durch Urlaub am Bauernhof – besteht seit dem 15. Jahrhundert, liegt in einer Seehöhe von 1.010 m und ist seit 1720 Erbhof. Zum Milchviehbetrieb gehört eine Eigenalm sowie Anteile an einer Agrargemeinschaftsalm. Weiters nennt Familie Steinkasserer 36 Hektar steilen bis sehr steilen Wald ihr Eigen, wovon erst kürzlich 6 Hektar zugekauft wurden. Etwa 1/3 ist mit Weg erschlossen, der Großteil des genutzten Holzes kann nur mit Tragseil gerückt werden. Problematisch ist die verbreitete Fäule des Holzes, welche zurückgeht auf die in vergangenen Zeiten verbreitete Schneitelung der Bäume.
Der zweite Tag führte die Forstexkursion nach Südtirol in die Gemeinde Prags. Amtsdirektor Günther Pörnbacher gab Einblick in die Waldbewirtschaftung des Forstinspektorates Welsberg im Bereich der südalpinen Dolomiten. Insgesamt 3.000 Waldbesitzer mit 9.000 Parzellen teilen sich einen jährlichen Einschlag von 90.000 Festmetern auf 36.000 ha Waldfläche. In Südtirol besteht eine Auszeigepflicht für alle Bäume über 17,5 cm Brusthöhendurchmesser. Bäume zum Aufforsten werden vom Land gratis zur Verfügung gestellt, eine Aufforstungspflicht besteht jedoch nicht.
Instrumentenbauer Rudolf Bachmann führte die Forstexkursion zu einer rund 230 Jahre alten Klangholzfichte mit einer Höhe von 51 m, einem Umfang von 3,40 m und etwa 20 Festmetern Holzmasse. Er erläuterte anhand mitgebrachter Muster die sehr strengen Kriterien für die Auslese von Klangholz. Diese führen dazu, dass – selbst bei besonders guten Stämmen – die Ausbeute maximal 20% beträgt, im Durchschnitt nur 10%.
Am Ende des entlang gewanderten Forstweges gab es abschließend noch einen besonderen Höhepunkt zu bestaunen: den Pragser Wildsee mit einer Fläche von über 30 Hektar in einer Seehöhe von knapp 1.500 m. Dieser gilt als der schönste Bergsee der Dolomiten. Die Besitzerin des Hotels Pragser Wildsee, Frau Caroline Heiss, führte ein in die bewegte Geschichte des Hauses, welches im Jahr 1899 erbaut wurde.
Bericht: DI Gottfried Schatteiner