Bereits zum 45. Mal wurde am 13. Februar 2015 der Salzburger Waldbauerntag im Heffterhof abgehalten. Diese Veranstaltung ist weit mehr als nur ein Treffen der Waldbesitzer, nämlich ein Branchentreff der gesamten Wertschöpfungskette Holz. So konnte Forstdirektor OFM DI Franz Lanschützer neben einer Vielzahl von Waldbauern eine Reihe prominenter Besucher begrüßen. An der Spitze wurde Abt Johannes Perkmann vom Benediktinerstift Michaelbeuern herzlich willkommen geheißen. Unter dem Motto „Forstwirtschaft braucht einen guten Boden – der Bergmischwald benötigt Pflege!“ hatten sich zudem zahlreiche Vertreter aus Industrie (Säge, Papier/Zellulose, Platte, Energie), Holzverarbeitung, Fracht- und Holzernteunternehmer, Bundes- und Saalforste sowie Kammern und Behörden eingefunden, in Summe stolze 300 Besucher.
Bekenntnis zum bewirtschafteten Wald
In seiner Begrüßungsrede hob der Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg, Abg. z. NR Ök.-Rat Franz Eßl, die vielfältigen Wirkungen des Waldes hervor. Im Gebirgsland Salzburg bietet der Wald einen wirksamen Schutz vor Naturgefahren, gleichzeitig aber auch Einkommen für rund 8.000 Waldbewirtschafter. Jedoch kann nur ein bewirtschafteter Wald alle Funktionen erfüllen. Die Verwendung von Holz entwickelt sich im Land positiv, auch die Landwirtschaftskammer steht hier nicht zurück: als Beispiele erwähnt Präsident Eßl den Neubau der Bezirksbauernkammern in St. Johann und Maishofen sowie den Ausbau der Bezirksbauernkammer in Klessheim. Abschließend bedankt sich Präsident Eßl für die Arbeit, denn die Waldbauern sind ein unverzichtbarer Eckpfeiler in unserem Land.
Grußworte
Landesrat DI Dr. Josef Schwaiger lobt die gute Stimmung: im Branchenverbund arbeiten alle vorbildlich zusammen. Er erläutert die Anstrengungen der Salzburger Landesregierung betreffend Holzverwendung. Ein Eckpunkt hierbei ist die Wohnbauförderung neu mit einer besseren Bepunktung für Holzbau. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark, Ök.-Rat Franz Titschenbacher, richtet seinen Dank für das gute Miteinander an die Wertschöpfungskette Holz, eine große Familie, die weltmeisterlich unterwegs ist. Er erinnert zudem, dass in Österreich 300.000 Arbeitsplätze durch den Rohstoff Holz gesichert werden, außerdem, dass ein Exportüberschuss von 3,5 Mrd. Euro erwirtschaftet wird. Holz ist somit ein unverzichtbarer Teil des Wirtschaftsstandortes Österreich.
Bündelung der Kräfte ist notwendig
In seinem Bericht weist Obmann Ök.-Rat Rudolf Rosenstatter darauf hin, dass der Waldverband der größte Holzanbieter im Land ist. Er stellt in einem kurzen Rückblick dar, dass sich aus den Anfängen des Waldverbandes mit 18 Bauern eine Organisation mit beinahe 7.000 Mitgliedern entwickelt hat. Der Waldverband ist heute modern, leistungsstark und gut organisiert. Die Partnerschaft mit den Sägern, Tischlern und dem Holzbau, Papier und Platte sowie der Biomasse ist das Fundament für die Arbeit in der Zukunft. Besonders hebt Obmann Rosenstatter die „Kampfmannschaft“ der Waldhelfer hervor, die sich vor Ort um die Anliegen der Waldbesitzer kümmern. Dennoch gibt es Reserven, die es zu mobilisieren gilt. Dabei sind Bildung und Beratung der Schlüssel zur Leistungssteigerung. Alles in allem ist der Holzweg der beste Weg für unsere Gesellschft: in Österreich können wir stolz sein auf diesen Holzweg.
Neuwahlen
Für die Funktionsperiode von 2015 bis 2019 stellten sich der Obmann und sein Stellvertreter, der Vorstand, das Schiedsgericht sowie die Rechnungsprüfer der Wiederwahl. Alle Kandidaten wurden mit 100 % Zustimmung in ihrer Funktion bestätigt. Präsident Eßl, der die Neuwahl durchführt, gratuliert den Wiedergewählten sehr herzlich.
Ehrungen
Der Salzburger Waldkauz wurde 2015 an zwei verdiente Persönlichkeiten verliehen. Zum ersten durfte sich FOL Dipl. Päd. Ing. Johann Höllbacher von der landwirtschaftlichen Fachschule Klessheim über die Auszeichnung freuen. Zum anderen wurde Kammeramtsdirektor DI Dr. Nikolaus Lienbacher mit diesem Preis geehrt.
„Kalkalpine Bergmischwälder – Ein geschichtlicher Rückblick und waldbauliche Herausforderungen der Zukunft“
Zu diesem Thema fand der Fachvortrag von Dr. Roland Baier statt, stellvertretender Leiter des Bayer. Amtes für forstliche Saat- und Pflanzenzucht in Teisendorf. Zunächst schildert Dr. Baier die Waldgeschichte: nach dem Ende der Eiszeit vor rund 15.000 Jahren musste die Bodenbildung neu beginnen, es handelt sich daher im kalkalpinen Bereich um junge Böden. Charakteristisch sind in unserem Gebiet nährstoffarme und empfindliche Rendzinastandorte auf Kalk und Dolomit. Sie sind natürlicherweise bestockt mit Bergmischwald bestehend aus Fichte, Buche und Tanne. Eine Verbesserung der Ernährungs- und Wachstumsbedingungen ergibt sich erst mit zunehmender Humusanreicherung. Die Besiedlung der Alpen durch den Menschen erfolgte sehr früh, wie der Fund der über 7.000 Jahre alten Gletschermumie „Ötzi“ eindrucksvoll beweist. Bis zum Ende des Mittelalters waren die Eingriffe des Menschen in den Bergmischwald vergleichsweise gering, danach ist die Einflussnahme intensiv (Salinenwälder). Es kommt zu einer deutlichen Übernutzung und zu einem starken Ansteigen der Fichte wie auch des Schalenwildes, wodurch es zu einer weiteren Entmischung von Buche und Tanne kommt. Die Kahlschlagwirtschaft mit nachfolgender Fichten-Aufforstung führt im Bergwald zu einem deutlichen Humusschwund. Dadurch werden gleichzeitig die Pflanzennährstoffe wie auch die Wasserspeicherfähigkeit verringert. Die Anfälligkeit der Fichten für Schadereignisse steigt hingegen: Flachwurzler wie die Fichte geraten in den Zustand der Mangelernährung und in Trockenstress, wodurch sich z. B. ein höheres Risiko für Borkenkäferbefall einstellt. Im schlimmsten Fall werden die Standortsbedingungen für die Fichten grenzwertig und sie sterben ab.
Wenn es gelingt, eine Waldverjüngung mit Buche und Tanne durchzuführen, dann kann dieser Prozess durchaus auch umgekehrt werden und es findet wiederum ein Humusaufbau statt. Dadurch wird die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens erhöht, die Ernährungssituation verbessert sich, die Konkurrenz durch Vergrasung und gleichzeitig auch Schneegleiterscheinungen werden herabgesetzt. Damit der Neuaufbau eines Mischwaldes gelingen kann, ist eine Schalenwildreduktion jedoch zwingend notwendig. Bergmischwälder aus Tanne, Buche und Fichte sind deutlich stabiler als Fichten-Reinbestände: das Vorhandensein von Herz- und Tiefwurzlern verringert z. B. die Windwurfgefahr in entscheidender Weise. Verlichtete und überalterte Bergmischwälder bieten für die Bestandesbegründung grundsätzlich günstige Bedingungen, da noch alle Möglichkeiten für die Naturverjüngung vorhanden sind. Schwierig und aufwändig gestaltet sich die Sachlage, wenn Schadflächen entstehen auf bereits deutlich verschlechterten Standorten. Hier sind sofortige Pflanzmaßnahmen durchzuführen, Vorwälder aus Pionierbaumarten (Kiefer, Latsche, Lärche, Mehlbeere, Bergahorn) müssen geschaffen werden. Erst danach ist es möglich, die Schlusswaldbaumarten Fichte, Tanne und Buche einzubringen. Gerade bei Tanne und Buche handelt es sich um sehr klimatolerante und anpassungsfähige Baumarten: so zeigen sie z. B. in Trockenjahren geringe Zuwachseinbrüche im Vergleich zur Fichte.
Das Fazit fällt eindeutig aus: Bergmischwälder mit bedeutenden Anteilen an Tanne und Buche sind die ideale Zukunftsvorsorge. Sie bilden kostengünstig stabile und vielfältige Schutzwälder, sind aber gleichzeitig bedeutende Holzlieferanten. Zudem bilden sie ein hohes Naturschutzpotential: Mischwälder sind reichhaltig an vielen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten. Alle wichtigen Waldwirkungen gehen somit Hand in Hand.
Dipl.-Ing. Gottfried Schatteiner