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Auf, dass es dir nicht den Boden unter den Füßen wegzieht!

2015 wurde von der UN-Generalversammlung zum internationalen Jahr des Bodens erklärt. Unser Boden ist die existentielle Grundlage für jegliche Form der Land- und Forstwirtschaft. Dafür soll heuer das Bewusstsein geschärft werden.

Die Geburt

von Böden lässt sich heute noch anschaulich im Gebirge beobachten. Durch physikalische Kräfte – wie Frost, Wasser und Wind – werden Felsen zerkleinert. Für die chemische Verwitterung der Gesteine sorgen Säuren, die im Niederschlag enthalten sind oder von Pflanzenwurzeln abgegeben werden. Dabei werden Minerale aus dem Gestein gelöst. Durch diese Prozesse entstehen immer kleinere Korngrößen, beginnend mit dem Sand zwischen den Steinen. Die Wasserhaltefähigkeit ist noch gering, doch genügsame Pflanzen, darunter die Latschen finden sich ein. Ein Nährstoffkreislauf durch den Auf- und Abbau von organischer Substanz beginnt und ein Humuskörper baut sich auf. Dieser ist in der Lage mehr Wasser und Nährstoffe zu speichern. Unterirdisch schreitet die chemische Verwitterung zu einem Mineralboden voran, während sich oberirdisch anspruchsvollere Pflanzen etablieren. Dieser Prozess der Bodenbildung dauert sehr lange. Einflussfaktoren sind einerseits die klimatischen Rahmenbedingungen, andererseits die Zusammensetzung des Gesteins. Letztere entscheidet vor allem wie gut und stabil der Waldboden wird.

Die Geologie entscheidet

Es kommt ein Vielzahl an Gesteinsarten in Österreich vor. Waldböden über Granit und Gneis sind substratbedingt saure Böden. Zusätzlich dauert die Verwitterung und somit die Nährstoffnachlieferung sehr lang. Granit und Gneise kommen vor allem am Alpenhauptkamm und im Wald- und Mühlviertel vor. Kalke und Dolomite dominieren in den Nördlichen und südlichen Kalkalpen. Sie bestehen hauptsächlich aus Kalzium und Magnesium, Tonminerale sind Mangelware. Diese Gesteine verwittern zwar relativ schnell. In 100 Jahren kann bis zu ein Meter Kalk verwittern. Nur daraus ist nur ein Mineralboden von einem Zentimeter entstanden. Seichtgründige Böden bis 20 Zentimeter Bodentiefe sind sehr empfindlich, wenn es um den Nährstoffentzug geht. In der Schiefer- oder Grauwackenzone dominieren rasch verwitterbare Schieferarten, wie dem Glimmerschiefer. Rasche Nährstoffnachlieferung, gute Wasserversorgung, Tiefgründigkeit, aber auch Rutschgefährdung kennzeichnen diese Böden. Die Flyschzone ist den nördlichen Kalkalpen punktuell meistens in Form von Hügeln und Bergrücken vorgelagert. Hier entstanden die besten Bonitäten. Allerdings sind sie gefährdet durch Rutschungen und Bodenverdichtung. Im Alpenvorland dominieren vielerorts die Ablagerungen der Gletscher der letzten Eiszeit. Auf ihrem Weg vom Berg in die Ebene schürften und schleiften die Gletscher am vorhandenen Gestein, das sie zerkleinert im Alpenvorland hinterließen. Die Folge waren die unterschiedlichsten Bodentypen, in Abhängigkeit welche Gesteine und Korngrößen am Beginn der Bodenbildung standen.

Achte auf deinen Boden

Die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, ist das Ziel einer modernen Forstwirtschaft. Im Schlepper befahrbaren Gelände wird empfohlen, ein permanentes Rückewegenetz im Abstand von 20 bis 25 Metern anzulegen. Flächiges Befahren gilt es zu vermeiden. Vor allem auf lehmigen Böden ist hier mit irreversibler Bodenverdichtung zu rechnen. Die Verdichtung des Bodens senkt das Porenvolumen, führt zur Vernässung und schränkt damit die mögliche Durchwurzelung der Bäume massiv ein. Dies führt zu Zuwachs- und Vitalitätsverlust des Waldes. Vor allem die Fichte reagiert hier sehr sensibel. Sie braucht „luftige“ Böden. Im steileren Gelände kann die Erosion den Boden gefährden. Besonders empfindlich sind seichtgründige Böden über Kalk und Dolomit. Sind solche sonnseitig ausgerichtet, sollten Naturverjüngungsverfahren in der Holzernte angewandt werden. Nach einem Kahlschlag würde der Humus im Zuge der Mineralisierung rasch abgebaut werden. Auf Grund der Geringmächtigkeit des Bodens kann nur ein Bruchteil der Nährstoffe gespeichert werden. Studien nach Kyrill zeigen, dass der Großteil der Nährstoffe mit dem Sickerwasser verloren geht. Und Nährstoffe werden durch die Bodenbildung auf Kalk leider nur sehr langsam nachgeliefert.

Baumartenwahl und Ganzbaumnutzung

Grundsätzlich sollte sich die Baumartenwahl an der natürlichen Waldgesellschaft orientieren. Je empfindlicher der Waldboden ist, desto enger ist dieses Ziel zu sehen. Seichtgründige Böden und Böden über sehr schlecht verwitterbaren Gesteinen zählen hier dazu. Bei der Ganzbaumnutzung wird der gesamte Baum samt Ästen und Nadeln aus dem Wald entfernt. Vor allem in der Grünmasse und im Feinreisig ist aber der Großteil der Nährstoffe eines Baumes gespeichert. Um die Nährstoffversorgung des künftigen Waldbestandes nicht noch weiter zu verschärfen, sollte die Ganzbaumnutzung zumindest auf den oben beschriebenen, empfindlichen Waldböden unterbleiben.

DI Alexander Zobl